Reinhard Fulde - Lehrer

• 07.11.1929 SchmiegrodeTod 29.06.2018 Braunfels

 
Reinhard Fulde   Reinhard Fulde
 

Reinhard Fulde wurde in Schmiegrode, Landkreis Militsch, Schlesien geboren, heute Żmigródek, Landkreis Milicz, Polen. Aufgewachsen und gewohnt hatte die Familie in Buchenwerden, Kreis Oels [heute Bukowinka Olesnica].
Reinhard war das viertes Kind des Dorfschullehrer Paul  und der Hausfrau Meta  Fulde. Er absolvierte vier Jahre Grundschule beim Vater in Buchenwerder, gefolgt vom Besuch Gymnasium in Oels. 1945 erfolgte die Vertreibung und Flucht aus Schlesien. Diese endete im Juni 1945 in Hermsdorf.

Ab 01.07.1949 wurde Reinhard Fulde Neulehrer an der „Friedensschule“ in Hermsdorf. Bis zu seinem Ruhestand 1992 war er als Lehrer tätig. Es folgten noch weiter Jahre als Lehrer an der Volkshochschule Hermsdorf.

 
1. Mai 1955 - Umzug durch Hermsdorf
1. Mai 1955 - Umzug durch Hermsdorf
 


Ehemalige Lehrer der Friedensschule Foto: 23.04.2005
von links nach rechts:
Thielemann, Helga | Zschukelt, Siegfried | Fulde, Reiner | Breternitz, geborne Flaschina, Traudel


Reinhard Fulde war Mitglied im Lehrerchor, hier bei einer Probe.

 
Am 07.01.2012 beging Reinhard Fulde mit seiner Ehefrau die Diamantene Hochzeit. 2018 verzogen beide in ein Altenheim nach Braunsfels. Dort verstarb er am 29.06.2018.
 

In Memoiren – Begrüßung zu einem Klassentreffen 2015 der Klasse 8 c 1947 - 1955

 

Vor sechzig Jahren

sind wir aus der Schule gekommen. Was war das für ein erhebendes Gefühl! Hurra, wir waren 14!!!

  • Jetzt durften wir endlich im Kino Filme ab vierzehn ansehen!
  • Ab jetzt konnten wie uns bis 22:00 Uhr am Eingang zum Rathaussaal drängeln und den zwei Jahre Älteren beim Tanzen Zusehen!
  • Denn ganz Hermsdorf und natürlich auch wir träumten damals vor allem von der Liebe.
    Wisst Ihrs noch?

Das ganze Leben lag jetzt vor uns:

  • Die Ausbildung zum Facharbeiter, die Zehnklassenschule oder das Abitur, alles erreichbar.
  • Die Ehe, die bei fast allen von uns bis heute gehalten hat. Das verdient einen Beifall!
  • Die Geburt der Kinder, dann der Enkel, schließlich auch der Urenkel. Das verdient auch einen Beifall für die, die es schon geschafft haben, Urgroßeltern zu sein.

Vor uns liegt - hoffentlich - noch ein Drittel der Wegstrecke unseres Lebens.

Verlassen haben uns: Bärbel Rudolph, Rudi Zinke, Erika Liehl und nicht zu vergessen Rainer Serfling, Karins Mann, der unsere bisherigen Treffen stets gemeinsam mit Herrn Kubatz musikalisch ausklingen ließ.

Wir denken oft an sie, gerade heute.
Wenn ich all diese Jahrzehnte an mir vorbeiziehen lasse, dann frage ich mich immer ­und Ihr Euch sicher auch - woher dieser Zusammenhalt zwischen uns noch nach dieser langen Zeit kommt:

  • dass wir uns in die Arme fallen, wenn wir uns treffen,
  • dass wir noch neugierig aufeinander sind,
  • uns nichts nachtragen,
  • uns die alten Geschichten erzählen, als wären sie gestern passiert.

Weil wir, wie es unsere Lieblingslehrer Traudel Breternitz und Reinhard Fulde immer wieder bestätigen, eine besonders liebenswerte Gemeinschaft waren - und auch noch sind.

Es ist diese ganze Art von Kindheit, die es damals gab:
Sie ist unwiederbringlich, so etwas gibt es nicht mehr. Für unsere Enkeltochter habe ich es in einer kleinen Geschichte aufgeschrieben:
“Wir Kinder vom Berg, aus der Siedlung, aus Schleifreißen und der Vorstadt lebten ganz einfach und zwar spielend, fast nichts wurde organisiert, es gab keine Events. Wir Vogels Mädchen hatten eine Puppe, die unser Vater aus dem Thüringer Wald besorgt hatte, einen Roller, mit dem ich hinfiel und mir den Daumen brach. Wir besaßen kostbare Murmeln, ein Sprungseil, einen Kreisel und Stelzen. Unser Spielplatz war die Straße. Autos gab es ja kaum, in der Schillerstraße kam zweimal am Tag Langbeins Pferdefuhrwerk vorbei. Und dann gab es ja hinter den Häusern noch den Wald.”
Und unsere Lieblingslehrer waren ganz besonders!
Nur ein paar Jährchen älter als wir, wussten sie noch aus ihrer eigenen Kindheit, was ein Heranwachsender vor allem braucht, noch dazu nach diesem Krieg und in den Jahren danach: Zuneigung!!!
Diese bekamen wir von Euch Traudel Breternitz und Reinhard Fulde. Danke dafür!!! Ihr gabt sie nicht nur jenen, denen das Stillsitzen und das Lernen leichtfiel. Sondern auch jenen von uns - die traumatisiert durch Kriegerlebnisse wie Verlust von Familienangehörigen und der Heimat, Trost und Verständnis brauchten. Ihr beiden hattet das ja auch hinter Euch.
Und wir hatten natürlich auch ganz andere Eltern, die in diesen Nachkriegsjahren täglich dafür zu kämpfen hatten, ihren Kinder ein Dach über den Kopf und Nestwärme zu geben, vom Kampf ums tägliche Brot ganz schweigen. Das betraf vor allem die Eltern unserer Klassenkameraden, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, mit nichts.
Aber doch wiederum mit viel: ihrem Schmerz, ihrem Mut, ihrer Kultur, die sie über ihre Kinder uns Alteingesessenen vermittelten.
Diese Erfahrung erweiterte unseren Horizont, unser Mitgefühl. Ich denke jedenfalls gern an unsre “Einquartierung” namens Zensel mit ihrem Sohn, sie wohnte eine Zeit in unserem Wohnzimmer und gab uns jeden Abend auf einem geliehenen Klavier ein Konzert.

Zusammengefasst:
das macht die Seele unserer Klasse aus: zu nehmen und abzugeben.
Für sich selbst dazu sein und für Andere. Darin bestand und besteht die Liebenswürdigkeit der Klasse 8c.

 
Klassentreffen 1947 - 1955

 

Seitenanfang